Mittwoch, 23. September 2009

Hirngespinste



Über das Handeln

„Unsere Handlungen sind vorherbestimmt“

Sehr oft habe ich diese Aussage gehört oder gelesen aber auf meine Frage,
wer oder was meine Handlungen vorherbestimmt, fand ich bislang keine Antwort, die mir weitergeholfen hätte.

Ich hatte immer nur die unangenehme Vorstellung, dass, wenn gesagt wurde, dass mein Leben irgendwo in einer Art Drehbuch bereits geschrieben steht, mein eigenes Leben nicht mehr lebendig und beeinflussbar ist.

Dies ließ einen Eindruck entstehen, dass ich ein „totes“ Leben führe, das eigentlich schon abgelaufen ist, nur dass ich das noch nicht mitgekriegt habe.
Eine grauslige Vorstellung!


In solch einem vorherbestimmten Leben, so dachte ich, ist doch nichts Berührendes, Bewegendes, Beeindruckendes mehr!
Das kann doch so nicht sein, denn dann würde selbst das ganze Werden und Vergehen des ewigen Kreislaufes des Lebens keinen „Sinn“ mehr machen.


Nun habe ich in einem Buch von Jiddu Krishnamurti eine Antwort entdeckt.
Dort steht geschrieben:
„Unsere Handlungen sind Folgen unserer Vergangenheit. Sie sind bedingt durch unsere Eltern, unsere Erziehung, unsere Gene, sie sind Folgen der Evolution.“

Okay, - wenn ich dem jetzt einfach mal Glauben schenke - was mir bei Jiddu Krishnamurti nicht schwer fällt – dann lebt „mein Leben“ also doch noch und ist noch nicht "im Hintergrund abgelaufen".
Diese Lebendigkeit ist doch das Einzige, was ich habe und ist das, was das Leben lebenswert macht.
So empfinde ich es jedenfalls.


Also, wenn es diese Information jetzt weiter verarbeite, komme ich zu dem Schluss,
dass meine Handlungen durch meine Erfahrungen, Gene und alles jemals Erlernte bestimmt werden und nicht durch spontanes, bewusstes Denken und Entscheiden erfolgte;
und das bedeutet dann letztendlich:
dass ich aus dem Unterbewusstsein handele!

Immer getreu dem Motto:
Ursache und Wirkung,
Aktion – Reaktion.
So wird auch klarer, warum es Handlungen gibt, bei denen man unbewusst ist,
oder sprichwörtlich „nicht ganz bei sich".

Und wenn man sich fragt, wo sich das Unterbewusstsein befindet, stellt man nur fest,
dass es nicht lokalisierbar ist.
Denn das Unterbewusstsein ist ja nur eine Bezeichnung für die „Dinge“, die uns eben NICHT BEWUSST sind, aber IN UNS gespeichert sind und vom Gehirn nur AUSGEWERTET werden.

Mag sein, dass das alles sehr intellektuell betrachtet klingt, aber das ist nun mal meine Herangehensweise: Ich analysiere die Dinge so lange, bis ich sie verstanden habe.

Also weiter:
Die Gehirnforschung hat herausgefunden, dass der Mensch einen nur scheinbaren Willen hat, denn alle Entscheidungen werden im Gehirn getroffen, bevor uns überhaupt etwas in dieser Richtung bewusst wird.
Das passt doch haargenau!

Das Gehirn „informiert“ uns sozusagen über das Ergebnis, welches es ohne unsere Mithilfe getroffen hat, also nachdem es alle Informationen aus allen Speichern in uns (Körperzellen und Gehirn, so schätze ich mal) ausgewertet hat!

Die Entscheidung ist gefallen, bevor wir sie wahrnehmen und als unsere Entscheidung bezeichnen.

DAS ist für mich eine Betrachtungsweise, die mir nachvollziehbar erscheint.



Wir leben in einer Welt von Ursache und Wirkung,
und das ist das Einzige, was (in diesem Sinne) vorher – bestimmt ist.

Also sind unsere Handlungen dadurch vorher – bestimmt, was wir aus unseren Erfahrungen für Schlüsse gezogen haben.
Und deswegen können wir uns auch irren, wenn wir Ereignisse falsch interpretiert haben;
aber - und das ist gut zu wissen - wir können auch genauso immer wieder Neues dazu lernen.


Also kein „totes, schon geschriebenes“ Leben...
… sondern nur ein Handeln aus dem Unbewussten heraus!

Aber das können wir verändern, indem wir achtsam und bewusst durch das Leben gehen und unsere Aufmerksamkeit immer weiter schärfen;
solange, bis wir erkennen können, wann wir unbewusst sind und wann wir spontan und authentisch handeln -
- und nicht mehr automatisch wie ein Apparat, gesteuert vom Unterbewusstsein, durch das Leben zu gehen.


Daran lohnt es sich zu arbeiten - um die Unbewusstheit aufzulösen.


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Bild von marcelcad: "Hirngespinste"

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