Dienstag, 30. Juni 2009

Über die Liebe



Wenn die Liebe Dir winkt, folge ihr,
sind auch ihre Wege schwer und steil.
Und wenn ihre Flügel Dich umhüllen, gib Dich ihr hin,
auch wenn das untern Gefieder versteckte Schwert Dich verwunden kann.


Und wenn sie zu Dir spricht, glaube an sie,
auch wenn ihre Stimme Deine Träume zerschmettern kann
wie der Nordwind den Garten verwüstet.
Denn so, wie die Liebe Dich krönt, kreuzigt sie Dich.


So wie sie Dich wachsen lässt, beschneidet sie Dich.
So wie sie emporsteigt zu Deinen Höhen
und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern,
steigt sie hinab zu Deinen Wurzeln und erschüttert sie in ihrer Erdgebundenheit.


Wie die Korngaben sammelt sie Dich um sich.
Sie drischt Dich, um Dich nackt zu machen.
Sie siebt Dich, um Dich von Deiner Spreu zu befreien.
Sie mahlt Dich, bis Du weiß bist.
Sie knetet Dich, bis Du geschmeidig bist;
und dann weiht sie Dich in ihrem heiligen Feuer,
damit Du Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.


All dies wird die Liebe mit Dir machen, damit Du die Geheimnisse Deines Herzens kennenlernst
und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst.


Aber wenn Du in Deiner Angst nur die Ruhe und die Lust der Liebe suchst,
dann ist es besser für Dich, Deine Nacktheit zu bedecken
und vom Dreschboden der Liebe zu gehen.
In die Welt ohne Jahreszeiten, wo Du lachen wirst, aber nicht Dein ganzes Lachen,
und weinen, aber nicht all Deine Tränen.


Liebe gibt nichts als sich selbst und nimmt nichts als von sich selbst.
Liebe besitzt nicht, noch lässt sie sich besitzen,
denn die Liebe genügt der Liebe.


Wenn Du liebst, sollst Du nicht sagen: "Gott ist in meinem Herzen",
sondern: "Ich bin in Gottes Herzen".
Und glaub nicht, Du kannst den Lauf der Liebe lenken,
denn die Liebe, wenn sie Dich für würdig hält, lenkt Deinen Lauf.


Liebe hat keinen andern Wunsch, als sich zu erfüllen.
Aber wenn Du liebst und Wünsche haben musst, sollst Du Dir dies wünschen:


Zu schmelzen und wie ein plätschernder Bach zu sein,
der seine Melodie der Nacht singt.
Den Schmerz all zu vieler Zärtlichkeiten zu kennen;
vom eigenen Verstehen der Liebe verwundet zu sein,
um willig und freudig zu bluten.
Bei der Morgenröte mit beflügeltem Herzen zu erwachen
und für einen weitern Tag des Liebens dankzusagen.
Zur Mittagszeit zu ruhen und über die Verzückung der Liebe nachzusinnen;
am Abend mit Dankbarkeit heimzukehren,
und dann einzuschlafen mit einem Gebt für den Geliebten im Herzen
und einem Lobgesang auf den Lippen.




(Khalil Gibran)


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Bild von fotopit: "Morgenstimmung"

Freitag, 19. Juni 2009

Von der Freundschaft


Euer Freund ist die Antwort auf eure Nöte.
Er ist das Feld, das ihr mit Liebe besät
und mit Dankbarkeit erntet.
Und er ist euer Tisch und euer Herd,
denn ihr kommt zu ihm mit eurem Hunger,
und ihr sucht euren Frieden bei ihm.
Wenn euer Freund frei heraus spricht,
fürchtet ihr weder das "Nein" in euren Gedanken,
noch haltet ihr mit dem "Ja" zurück.
Und wenn er schweigt,
hört euer Herz nicht auf,
dem seinen zu lauschen;
denn in der Freundschaft werden
alle Gedanken, alle Wünsche, alle Erwartungen
ohne Worte geboren und geteilt,
mit Freude, die keinen Beifall braucht.
Wenn ihr von eurem Freund weggeht, trauert ihr nicht:
Denn was ihr am meisten an ihm liebt,
ist vielleicht in seiner Abwesenheit klarer,
wie der Berg dem Bergsteiger von der Ebene aus klarer erscheint.
Und die Freundschaft soll kein anderen Zweck haben,
als den Geist zu vertiefen.
Und lasst euer Bestes für euren Freund sein.
Wenn er die Ebbe eurer Gezeiten kennen muss,
lasst ihn auch das Hochwasser kennen.
Denn was ist ein Freund, wenn ihr ihn nur aufsucht,
um die Stunden totzuschlagen?
Sucht ihn auf, um die Stunden mit ihm zu erleben.
Denn er ist da, eure Bedürfnisse zu befriedigen,
nicht aber eure Leere auszufüllen.
Und in der Süße des Freundschaft lasst Lachen sein
und geteilte Freude.
Denn im Tau kleiner Dinge
findet das Herz seinen Morgen und wird erfrischt.


( Khalil Gibran)




Ich befinde mich nun eine Woche im Retreat.
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Bild von *unbenannt*: "AYPO721425"

Donnerstag, 18. Juni 2009

Die Arbeit eines „Bildhauers“ oder: EVOLUTION



Frage eines Besuchers auf einer Skulpturenausstellung an einen der Künstler: Wie schaffen sie es, diese wunderbaren Skulpturen aus dem Stein zu hauen? „Ganz einfach“, lautet die Antwort des Bildhauers, „ ich habe das Bild dessen, was ich erschaffen möchte, vor Augen und schlage einfach alles weg, was nicht danach aussieht!“

Genauso empfinde ich das Leben.

An den Eigenschaften der Menschen, die sich weiterentwickeln sollen, meißelt Gott oder die Existenz/das Leben/das All-Eins solange herum, bis das Ergebnis dem entspricht, was ER sich vorgestellt hat. In der Vielfältigkeit der Menschen und im ganzen Kosmos ist zu erkennen, dass dort ein großer Künstler am Werke ist. Und man kann genauso davon ausgehen, dass auch die unbehauene „Skulptur Mensch“ vollkommen ist, so wie sie gerade in irgend einem Moment ist. In dem Sinne, dass das Potential zur Entwicklung in jedem Menschen vorhanden ist, passt das genau in diese Modellvorstellung.

Das Leben schenkt jedem Menschen die Vorrassetzungen, Möglichkeiten und Ereignisse, die er benötigt um sich weiter zu entwickeln.
Der Vergleich mit einem pflanzlichen Samenkorn trifft es gut, denn im Kern einer Pflanze ist bereits alles enthalten, was ihr ermöglicht, sich zur vollständigen Pflanze zu entwickeln und selber neuen Samen zu produzieren. Ist ist der höchste Stand erreicht, beginnt der Zyklus von vorn.

Wenn man die Entwicklung des Menschen betrachtet und den Ursprung unseres körperlichen Daseins nachvollzieht, bekommt man ein Gefühl dafür, wie weit sich der Mensch noch entwickeln kann. Obschon sich die Entwicklung der Menschheit ungleich komplexer abspielt als bei einer Pflanze, funktioniert die Evolution in allen Bereichen in einer menschlich unvorstellbaren Reichweite.
Wer den Vorgang der adaptiven Radiation kennt, weiß, dass die Auffächerung einer Rasse durch die örtliche Veränderung, das Nahrungsangebot und dem Gendrift ermöglicht wird. So wird dadurch, dass wir die ganze Welt bereisen und die Kulturen sich vermischen ein weiterer, wichtiger Schritt in der Evolution getan, dessen Ergebnisse aber erst für unsere Nachfahren sichtbar werden.

Je übergeordneter wir diese Entwicklung betrachten, umso größer wird die Komplexität dieser Entwicklung; sie wird über unser Universum hinausreichen, aber ein Mensch wird wohl kaum jemals in der Lage sein, dies zu erkennen.

Doch auch wenn wir bei uns selbst bleiben, können wir sehen, dass die Entwicklung im Großen genauso wie im Kleinen stattfindet. Aus dem Samen und der Eizelle haben wir uns entwickelt und jede körperliche Zelle ist dort, wo sie hingehört und verrichtet ihre Arbeit. Doch nicht nur der Körper entwickelt sich. Sind wir erwachsen und körperlich entwickelt, beginnt die geistige Entwicklung. Die Evolution spielt sich sowohl in der gesamten Menschheit als auch in jedem einzelnen Individuum ab. Gleichgültig, ob es zwischendurch eine Eiszeit, eine Aussterbenszeit oder eine Klimaveränderung gibt. Das Leben passt sich immer wiser evolutionär an. Alles bewegt sich im göttlichen Zyklus.

Bis ans Ende des Tages und wieder zum Anbruch des neuen Morgens.
In einem immerwährenden Kommen und Gehen.

Unvorstellbar, oder?
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Bild von reni06:" Skulptur einer sinnlichen Schönheit"

Dienstag, 16. Juni 2009

Angestupst



Und wenn man an nichts Böses denkt…

Wurde ich doch gestern Abend einfach hinterrücks von heftigen Emotionen befallen und ich wusste nicht, warum. Festgehalten hat’s mich ca. 10 Minuten lang und ich hab mir die Tränen von innen angeschaut und fragte mich: „Was’n nu los?“ Schaute mir selber zu, hatte keine Ahnung, was der Auslöser war, nur im Hintergrund Rätselraten: „Also doch alles verdrängt, Schockerlebnis nicht verarbeitet, Verzweiflung, Trauer, Schmerz….“ rappelte mein Kopf herunter.

Und dann, nach 10 Minuten war der Spuk vorbei und ich war erschöpft. Aber nicht minder ratlos. Geschieht hier was im Hintergrund, von dem ich nichts weiß? Bauchkino ohne Kopf?

Die Kontrolle abgeben und keine Erklärung mehr zu haben über die Dinge, die geschehen?
Hatte ich je eine Kontrolle ? Nein - aber jahrzehntelang mir eingebildet. Fühlt sich jetzt alles so ungewohnt an.

Für mein „Überlebensprogramm“ ist das „erschreckend“.
Nicht mehr anhaften, keine Erklärungen zu finden, Instinkte werden aktiviert und nur zuschauen, Unkontrolliertes zuzulassen, sich in „Gefahr“ zu begeben. Da schrillen Alarmglocken!
Ich stelle fest, dass ich durcheinander gerate im Handeln, Altbewährtes nicht mehr funktioniert und neue Wege ohne mein Zutun beschritten werden. "Könnte ich das doch alles irgendwie strukturieren – das gäbe uns wieder Sicherheit…", sagt meine Firewall.

Das Gefühl, gelebt zu werden lässt mich auch nicht besser schlafen, ich fühle mich angestupst und wenn ich mich umdrehe, ist niemand da.
In dieses Erleben sich zu entspannen und zu vertrauen ist diese Art von Hingabe, in der ich mich früher nie zu Hause fühlte. Eben weil dieses ein Zulassen ohne Eingreifen bedeutet, Loslassen einfach. Aber mein Überlebensinstinkt ruft warnend:
"Leben ohne mich? Dann weiss ich ja nie, was passiert!!! Wie soll ich Dich da beschützen...?

Und wo ist das Netz, wenn wir fallen?"
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Bild von Franziska Elsner: "Just A Touch"

Montag, 15. Juni 2009

Unpersönlich



Das Leben verschafft uns nicht immer die positiven Gefühle, die wir uns wünschen. Manchmal gibt es Zeiten, in denen nur noch wenige Begebenheiten angenehm erscheinen. An der Art und Weise, wie wir damit umgehen, ob wir hadern und schimpfen oder ob wir unser Schicksal annehmen können, zeigt sich, ob und wie wir uns entwickelt haben. Die Ereignisse nicht mehr auf sich persönlich zu beziehen, scheint einer der schwierigsten Aufgaben für uns zu sein.

In der Arbeit mit dem Enneagramm habe ich festgestellt, dass sich eine Typisierung innerhalb von 10 Jahren drei mal geändert hat. So kann ich das nur als Reaktionen auf die jeweilige Lebenssituation betrachten und nicht als statische Charakterisierung. Die Eigenschaften der "Person", die sich kürzlich noch sehr darum bemüht hat, zu gefallen, alles richtig zu machen, zu kontrollieren, zu planen, abzuwägen, zu hoffen, oder sich zu fürchten, kann sich also insofern verändern, wie es die jeweilige Lebenssituation erfordert…

Das Leben verläuft nicht unbedingt besser, wenn es nicht mehr aus der Perspektive der (scheinbar) selbstbestimmenden Persönlichkeit betrachtet wird. Es ist mehr so, dass sich die Betrachtungsweise der Ereignisse verändert, weil zum Beispiel keine vergleichende oder angstbesetzte Rückkopplung mit der Vergangenheit mehr stattfindet. Daraus können andere Empfindungen entstehen, die zum Beispiel dafür sorgen können, dass eine blockierte Beziehung sich entkrampft und neu belebt wird.

Diese neue Wahrnehmungsperspektive kann auch allerdings dazu führen, dass das Gefühl entsteht, als wären zwei verschiedene Wesen am eigenen Erleben beteiligt: Einer, der agiert und fühlt und kämpft und hadert und denkt und sucht….. – und auf der anderen Seite der Andere, der einfach nur beobachtet und wahrnimmt.

Doch das Gefühl der Trennung zwischen diesen beiden „Aspekten“ verschwindet, wenn der scheinbar Agierende aufhört, über das, was passiert, nachzudenken.

Der freie Wille, über den oft diskutiert wird, erlebe ich in einer Weise, dass ich nur noch zu entscheiden vermag, ob ich etwas unterlassse, wovon ich glaube, dass es mir schaden könnte. Doch sollte dies mit einer großen Anstrengung, sprich: Unterdrückung verbunden sein, kann es sein, dass ich es dennoch geschehen lasse.

Wer weiss denn schon, was das "Richtige" für ihn ist.
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Bild von klapeg: "Wurfobjekt"

Freitag, 12. Juni 2009

Wo bist Du geblieben?



Der normale Alltag:
Aufstehen, duschen, Kaffe kochen, zur Arbeit fahren.
Arbeiten. Gedanken drehen sich um das, was zu tun ist.
Ein suchendes Inneres… wo bist Du geblieben… wer oder was geschieht hier…?

Während der Fahrt mit dem Auto halte ich vor der roten Ampel und sehe am Wegesrand grüne, lange Gräser, die meinen Blick gefangen nehmen. Natur, natürliches. Stille. Weiterfahren, abbiegen, Auto abstellen. Aussteigen, gehen, gucken… Leute sehen: Wer seid ihr? Wenn ich weiss, wer ihr seid, finde ich mich vielleicht auch irgendwo wieder…?

Es tut gut, zu arbeiten, das ist vertrautes Terrain. Und der Verstand ist beschäftigt.
Aber am Wochenende werde ich zwei Tage allein sein. Niemand ist da mehr. Auch ich nicht.
Es gibt nur noch einen Menschen in meinem Leben, der mich wieder etwas fühlen lassen kann. Warum ist das so, und warum gerade dieser Mensch? Liebe?

Wenn ich nichts mehr zu tun habe, suche ich mir etwas. Gleich gehe ich zum Sport.
Beschäftigung ist gut und ich vergesse dabei, dass ich vergessen habe, wer ich bin.

Komische Sache, wenn ich in den Spiegel schaue, bin ich versucht zu fragen:
„Wer bist Du?“

Niemand erklärt mich für verrückt, ich selbst nicht und auch kein anderer. In der Gesellschaft mit anderen Menschen fühlt sich wieder alles normal an, nur in mir drin nicht mehr.
Wenn das Gespräch, die Aktion, die Betätigung verschwindet, verschwinde auch ich .

Schwupp… und weg.

Hast Du mich irgendwo gesehen?
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Bild von Franziska Elsner: "Am Wegesrand"

Donnerstag, 11. Juni 2009

Leben ohne EGO





Wenn das Leben beginnt, sich selbst zu leben, wird es schwierig, ein Ego zu finden.


Zuhause hab ich einmal einen kleinen Zettel beschrieben, darauf steht:
„Das, was sich durch mich zeigt, ist die Schöpfung.“

Wenn ich nun diesen Zettel zur Hand nehme, weiss ich nicht mehr, was er bedeutet.

Innerlich spüre ich einen leisen Hauch von Tatendrang. Es ist keine Unruhe, mehr so die Frage: „Und jetzt?“
Ein Teil von mir sucht nach dem, was mal war, nach dem, was ich war und wie ich war – wie ich „tickte“.
In meinem Kopf sind jede Menge Fragezeichen und mein Verstand ist auf der Suche nach dem, was eigentlich passiert ist. Aber ich finde nichts – nur ein vages Gefühl des Unverständnisses über die Veränderung in meiner Wahrnehmung mir selbst gegenüber.
Bin das noch ich?
Warum ist das jetzt so? Wo ist das alles hin?

Keine dringenden Wünsche oder Ziele, die unbedingt erreicht werden wollen, kein Drängen, kein Zwang, kein Druck, kein Ärger… ich suche nach diesen bekannten Emotionen, die mich von hier nach dort hetzen liessen, um etwas zu tun, zu erlangen, in Bewegung zu setzen, zur Vollendung zu bringen. Alles unwichtig geworden. Nichts mehr davon da. Ich fühle mich leer – als wäre der Inhalt aus mir herausgeschüttet worden.
Manche Dinge denke ich aus lauter Gewohnheit: Finde ich nochmal einen Freund? Komme ich beruflich weiter? Wird’s finanziell mal endlich besser? Aber vom Gefühl her ist mir das eigentlich alles gleich gültig. Wenn ja – gut, und wenn nicht – auch gut. Irgendwie scheint es auf einmal darauf mich mehr anzukommen,
... aber worauf kommt es dann an, frage ich mich?

Irgendwie stehe ich neben mir und finde mich nicht wieder; die alte Liesl, die da vor kurzem noch agierte, ist fort. Nur wohin ist sie? Und was ist mit dem, was da jetzt noch ist?
Selbst die Beantwortung meiner vielen Fragen ist nicht wirklich wichtig…
... nur noch ein wundern ist in mir und die eine Frage:

Und nun?
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Bild von Bonsei: "Iris"

Mittwoch, 10. Juni 2009

Alles gleich gültig




Es ist ein ungewöhnliches Gefühl für mich, keinen quälenden Schmerz zu empfinden über den Tod eines geliebten Menschen. Nur eine Leere ist da , ein "ich" ohne Inhalt, aber keine Sehnsucht mehr nach Veränderung.

Und als wäre das noch nicht genug Ablösung von Geliebtem, musste ich auch noch mit einem langjährigen Freund brechen- 30 Jahre Freundschaft gingen zu Ende, ohne Zaudern, ohne nachzudenken, ohne Reue. Es ist einfach an der Zeit, loszulassen.
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Ein Gefühl von Verlust versucht manchmal mich zu vereinnahmen. Aber sobald ich es „anschauen“ will, finde ich es nicht mehr.
Ich fühle mich allein, aber nicht verlassen.

Ich habe ein Empfinden von Heimat und Dazugehörigkeit, doch ohne andere Menschen dafür zu benötigen …

Da ist das Empfinden, als wäre alles gleich gültig! Ob jemand in meiner Nähe ist oder nicht, ist nicht wichtig für mich. Irgendwie erschreckend finde ich das.
Und ich suche nach meinen früheren Ängsten, aber ich kann sie nicht aufspüren. Ich merke nur, wenn ich mich gedanklich in eine Situation hinein versetze, kommen Emotionen hoch und „besetzen“ mich. Wende ich meine Aufmerksamkeit ab, kommt wieder diese Stille mit dem einzigen Gedanken: Ist doch alles gut so, wie es ist!

Doch denke ich darüber nach, erscheint mir das gar nicht so, es fehlt mir doch an allen Ecken und Enden, oder etwa nicht? Und wenn das alles nicht mehr wichtig ist, was vorher für mich Bedeutung hatte, was ist dann nun für mich noch da - und was ist zu tun???

Verwirrt bin ich, frage mich, ob das ein Schockzustand sein kann.
Aber momentan fühlt sich alles so echt an. Und keine mich beutelnden Emotionen mehr, die mich beherrschten und quälten, solange ich zurück denken kann.

Dieses Gefühl, es ist vorbei, ohne dass etwas aufgehört hat, macht mich schon nachdenklich. Es gab lange einen Teil von mir, der nicht zu mir gehört hat, der mir Angst gemacht hat und mein Denken und meine Emotionalität beherrschte. Ich weiss nicht, was das gewesen ist, denn ich habe (schon wieder…) das Empfinden, auch dieser Teil ist von mir gegangen.



Dieser Teil hat keine Gleich- Gültigkeit
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Bild von Michael Schnabl: "Flying over blue clouds"

Dienstag, 2. Juni 2009

Zu Hause


Ohne Liebe bin ich nicht(s).

Am Wochenende verlor ich einen geliebten Menschen, meine Mutter.

Ich trage die Trauer tief in mir drin als ein Gefühl, dass Gott mit starker Hand an mein Herz klopft, so dass ich mich öffnen muss.
Gott liebt mich über alles und ich liebe IHN über alles.
Und so kann ich mein Herz öffnen und alles hineinlassen, was Gott sendet.

In dieser Zeit tritt ein Mensch erneut in mein Leben, den ich bereits verloren glaubte.
Ohne von dem Ereignis zu wissen, spendet er mir Liebe und Trost,
allein durch seine Anwesenheit.
Gott schickt einen Engel.

Als ich vor Jahren meine Lebensgefährten durch einen Unfall verlor, bekam ich auch einen Engel geschickt, der mir zur Seite stand.
Nur muss ich gestehen: ich „glaube“ gar nicht an Engelwesen – nein.
Ich glaube daran, dass Liebe unter den Menschen viel Gutes und Schönes,
ja - selbst Heilung bewirken kann.
Alles geschieht aus Liebe …

Ich bin dankbar für dieses Geschenk Gottes.

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Bild von Steffa: "Blumenherz"