Das Laub raschelt unter meinen Füßen.
Eigentlich haben wir ja auch selten so einen richtigen
Winter mit Schnee und Frost. Darum raschelt es so.
Schade, denn so können mich die scheuen Waldbewohner
immer kommen hören. Getarnt bin ich ja sonst, farblich gesehen.
Einige Meter von mir entfernt sehe ich etwas im Gras liegen. Der Wind steht wohl günstig, so dass es mich noch nicht gewittert hat. Aber ich
weiss, dass ich mich nicht daran vorbei stehlen kann. Zu gut sind die Augen
und die Ohren des Reh’s, das doch immer auf der Hut ist vor möglichen Feinden –
auch gerade jetzt in der Jagdzeit.
Wenn es zum Abend dämmert,
sollte ich eigentlich nicht mehr hier sein. Aber dummerweise ist dies genau meine
Lieblingszeit… dann, wenn meine Sinne sich langsam scharf stellen müssen und
auf ganz andere Art wahrnehmen als im normalen Alltag. Leise Geräusche,
Bewegungen im Schatten der Bäume, fernes Hufgetrappel.
Ich denke, gerade
heute erfahren wir alle, wie unsicher, wie fragil unser Frieden in der Welt ist.
Jeden Tag kann ein Ereignis eintreten, was unser Leben oder das eines geliebten
Menschen ruiniert oder zerstört. So, wie es auch mir geschah. Da hilft dann kein
wohlgemeintes: „Kopf hoch, das wird schon wieder." Dann stürzt man einfach in den Abgrund und liegt zerschmettert am Boden.
Aber ehrlich bin ich – sowohl
hier als auch zu mir selbst. Doch eine Rolle spiele ich wieder, auch eine
andere. Damit die Menschen kein Problem damit haben, dass ich eins habe.
Und wer weiß: Der Bodensatz
des Lebens kann ja auch der Humus für neue Pflanzen sein.
Doch meine Poesie
vemisse ich sehr - die zarte Pflanze, das Gefühl der Liebe.
Vielleicht spriesst ja
auch dort irgendwann wieder ein zartes Pflänzchen...