Mittwoch, 18. November 2009

Der Sucher





Jemand, der etwas sucht, ist davon überzeugt, dass ihm etwas fehlt.
Entweder besaß er es nie oder „es“ ist ihm irgendwann abhanden gekommen. Mag sein, dass er noch nicht mal genau sagen kann, was ihm eigentlich fehlt. Das es mehr so ein diffuses Gefühl ist, wie: „Da fehlt etwas. Irgendwas in mir ist nicht richtig ausgefüllt“. Vielleicht ein Bedürfnis, was nicht befriedigt wird, ein Defizit von etwas, ein Mangel, eine Lücke im Inneren, irgendwie hohl, wie ein Loch – so etwas unterhalb des Magens.

Aber womit der Sucher auch versucht, diese Lücke zu füllen, nichts will wirklich hineinpassen, nichts gibt wirklich Befriedigung, alles ist irgendwie falsch, nicht ausreichend, zu klein, zu groß, zu viel oder zu wenig. Die „Dinge“ sehen nur im ersten Moment so aus, als wären sie das fehlende Element; aber Erfüllung bringen sie letztendlich alle nicht, oder nur für kurze Zeit.


Also begibt der Sucher sich weiterhin auf die Suche. Er versucht sein Glück mit einem neuen Partner/einer neuen Partnerin, aber das Loch im Bauch bleibt. Er sucht sich ein neues Steckenpferd, ein Hobby, einen neuen Job, eine neue Leidenschaft – aber nach kurzer Zeit, wenn der Reiz des Neuen verschwunden ist, stellt sich das Gefühl des Mangels wieder ein.

Dann denkt der Sucher vielleicht, das hohle Gefühl ließe sich mit Essen beheben, aber die Nahrungsaufnahme ist zwar ein Genuss, erfüllt jedoch den Zweck der körperlichen Befriedigung wiederum nur für kurze Zeit.

Dann ist der Hunger wieder da.

Der Sucher stellt fest: Das Gefühl: „Da fehlt doch was!“ ist äußerst hartnäckig.

Es kann dem Sucher sogar passieren, dass er krank wird während seiner fruchtlosen Suche und bemerkt, dass sich nichts, aber auch gar nichts finden lässt, dass dieses Gefühl der hohlen, dunklen Leere endlich beseitigt. Es kann sein, dass der Sucher sehr deprimiert wird, vielleicht auch resigniert, oder er wird vielleicht sehr verärgert und aggressiv werden. Aber auch diese Emotionen können das Gefühl der Leere nicht überdecken.

So wird der Sucher vielleicht versuchen, seine negativen Emotionen auf andere Menschen zu übertragen und behaupten, dass „die Anderen“ Schuld sind an seinem Unglück. Denn sie sind es doch oft, die ihm nicht das geben, was er braucht, um sich wohler zu fühlen in seiner Haut.

Oder er gibt dem Land, in dem er lebt, die Schuld an seiner persönlichen Misere, weil es ihm die Möglichkeiten, die er für seine Glück braucht, nicht zur Verfügung stellt. Oder er behauptet, die Politik sei schuld, weil sie verhindere, dass er sich seine Wünsche erfüllen kann, die für ihn notwendig sind, um mehr Freude zu empfinden.

Aber auch diese Verschiebung der Verantwortlichkeit für seine Problematik ändert nichts daran, dass der Sucher das nicht finden kann, was ihm hilft, ein glücklicher, vollständiger Mensch zu sein. Denn er fühlt sich immer noch unausgefüllt, halb, leer und unvollständig.


Nun glaubt der Sucher vielleicht schon, er selbst oder die ganze Welt sei verhext, weil er sein Glück, seine persönliche Vollkommenheit nicht realisieren kann, die ihm aber doch zusteht als Mensch auf dieser Erde. Es hilft ihm kein Geld, kein Mensch, keine Besitz, kein neuer Partner, kein Luxus, kein Urlaub, kein neuer Job, keine Macht, keine Droge, rein gar nichts, um sein persönliches Glück zu erlangen.

Und immer noch empfindet der Sucher diese Leere in seinem Inneren...

Vielleicht aber beginnt er nun langsam zu vermuten, dass sich diese Leere vielleicht in seiner Seele befindet, und er beginnt erneut zu suchen: In der Philosophie, der Poesie, in der Esoterik, in den Religionen, der Spiritualität. Er wendet den Blick ab von den Äußerlichkeiten und wendet sich seinem Inneren zu.
Und vielleicht findet er dort einen entscheidenden Hinweis auf das, wonach er wirklich sucht.


Einen Hinweis auf GOTT.



„Steil und schmal ist der Pfad,
vergeude keine Zeit.“
(Zitat)
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Bild von Stefanie Krack: "Winterstimmung an der Murg"

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