Donnerstag, 21. April 2011

Das unsichtbare Netz des Schicksals (2)

Täter und Opfer


Wären alle Übeltäter dann nicht nur Erfüllungsgehilfen für das Karma? Fragezeichen über Fragezeichen, deren Beantwortungsversuche oft genug in einen dichten Dschungel aus Halb- und Unwahrheiten münden.

Täter und Opfer Zusammenfassend läßt sich sagen: Das Schicksal formt sich aus dem Wirken der Schöpfungsgesetze sowie aus den Willensentschlüssen eines jeden Menschen. Wir alle müssen das ernten, was wir säen – und reifen dabei in der Schule des Lebens durch die angenehmen und auch unangenehmen Erfahrungen. Schicksal hat nichts mit blindem Zufall zu tun, sondern ausnahmslos mit gerechter Wechselwirkung. Dies erklärt die Ungleichheit bei den Geburten ebenso wie Schicksalsschläge, die uns im späteren Erdenleben treffen. Aber wir müssen unser Blickfeld über das Materielle hinaus weiten, um solche Zusammenhänge im Spannungsfeld von Ursache und Wirkung begreifen zu lernen.

Dieses Wissen um das Grundprinzip des Schicksals, also um die unbedingte Eigenverantwortung eines jeden Menschen, hat nun aber wiederum zu vielfältigen Mißverständnissen, oft sogar unmenschlichen Gedankenspielereien geführt. Nach dem Motto: „Jeder ist ohnehin selbst an allem schuld“ gehen „Wissende“ an der Not ihrer Mitmenschen vorüber und versteigen sich manchmal sogar in den Irrglauben, daß auch der abwegigste Übeltäter nur ein Erfüllungsgehilfe für unausweichliches Karma ist. Daß solche Ideen jedoch jedem gesunden Empfinden spotten, wird dabei übersehen oder der scheinbaren Logik einer alles anderen als stimmigen, einer falschen Weltsicht geopfert.

Kurz gesagt: Erstens ist es immer und ausnahmslos richtig, einem Mitmenschen helfend und notlindernd zur Seite zu stehen – alles andere hat mit dem fördernden Prinzip nichts zu tun –, und zweitens kann keine Untat mit dem Hinweis auf das „Karma“ des Opfers entschuldigt werden; schon deshalb nicht, weil kein Mensch es für seine geistige Entwicklung unabdingbar braucht, beraubt, vergewaltigt oder ermordet zu werden – selbst dann nicht, wenn er früher einem Mitmenschen ähnliches angetan hätte.

Was wir alle indes zum geistigen Aufstieg wirklich brauchen – und um so mehr, wenn wir uns tief in Schuld verstrickt haben –, ist die tiefgreifende Erkenntnis unseres falschen Strebens, verbunden nicht nur mit einem Wunsch, sondern mit dem festen Wollen zur Änderung und inneren Neuausrichtung, einem Wollen, das die Tat bedingt. Wäre das vorhanden, brauchte uns kein noch so schweres Karma mit voller Wucht zu treffen, es könnte ebensogut zu einer sogenannten „symbolischen Ablösung“ kommen.

Und damit haben wir einen entscheidenden Punkt in der Schicksalsfrage berührt, der in vielen Überlegungen unberücksichtigt bleibt: Die karmischen Wechselwirkungen zielen nicht auf irgendein äußeres Ereignis ab, sondern auf eine bestimmte Art des Erlebens, die der Art des Willensentschlusses genau entspricht. Denn auf dieser – der geistigen – Ebene treffen sich Ursache und Wirkung im Ringschluß.

Wer zum Beispiel einen Rufmord begeht, der sich für sein Opfer schmerzvoll und hemmend auswirken muß, wird durch schicksalhafte Konstellationen früher oder später in eine Situation geführt, die das gleiche Erleben bedingt – es sei denn, er hat sich zwischenzeitig innerlich durch bessere Erkenntnis derart gewandelt, daß das schmerzvolle Erleben, also der „Schicksalsschlag“, nicht mehr nötig ist, sondern nur noch die Lösung der „Verbindungsfäden“ zu seinem Opfer, was sich aber eben auch durch eine einfache symbolische Handlung, etwa eine freundliche, hilfsbereite Geste, vollziehen kann.

Nochmals also: Keine Untat kann mit dem Hinweis auf das „Karma“ des Opfers gerechtfertigt werden, denn die Wechselwirkungen des Lebens zielen nie auf Rache ab, sondern allein auf Erkenntnis. Nicht jeder begangene Mord muß durch einen erlebten Mord gesühnt werden, sonst könnte die Kette der Untaten ja niemals enden. Ein Übeltäter handelt demnach immer gegen das fördernde Prinzip des Schöpferwillens und schafft sich durch sein Empfinden, Denken und Handeln selbst Hemmnisse, die ihn wechselwirkend als Schicksal in bestimmter Form treffen müssen.

Andererseits – und das ist das Wunderbare, Gnadenvolle im Weben der göttlichen Gerechtigkeit – kann gerade auch im Erleben von Leid geistige Förderung liegen, ein notwendiger Entwicklungsanstoß also, bei dem das „Schicksalsopfer“ (eigentlich sollte man aufgrund der weitreichenden Gelegenheiten, die jedes Schicksal bietet, gar nicht von „Opfern“ sprechen) Gelegenheit erhält, geistige Kräfte zu entfalten, innerlich zu wachsen. Und weil die Tiefe des Leides immer der Größe der Chance entspricht, widerfährt uns, im großen Rahmen unseres gesamten Seins betrachtet, niemals Ungerechtigkeit.

Doch damit ist eine wichtige und besonders beliebte Frage immer noch nicht ganz beantwortet, nämlich die, ob uns – unabhängig vom selbstverursachten Karma – auch unverdiente, in gewissem Sinne also doch ungerechte Schicksalsschläge treffen können. Diese Frage ist wohl deshalb so viel diskutiert, weil man eben gerne nach einem Hintertürl sucht, durch das man sich der Selbstverantwortung für sein Leben doch ein wenig entziehen kann. Nun, von „ungerecht“ darf man schon aufgrund der beschriebenen Chancen nicht sprechen – bei keinem Ereignis, selbst wenn es sich um den vermeintlich zu frühen Tod eines Menschen handelt. Denn jedes seelisch einschneidende Ereignis kann als Hilfe genutzt werden – und zwar von allen Menschen, die in irgendeiner Form davon berührt sind.

Der Tod beispielsweise zwingt, so schmerzvoll er auch erlebt wird, in vieler Hinsicht zu einem Neubeginn, der letztlich immer mit Erfrischung, Erneuerung und einer Intensivierung des Erlebens zu tun hat. Deshalb gehört das Werden und Vergehen untrennbar zu unserer physischen Welt bzw. zu einem bestimmten Abschnitt in der Entwicklung unseres geistigen Bewußtseins.

Aber es gibt noch einen weiteren wichtigen Aspekt bei der Betrachtung von Schicksalsereignissen: Wer um die unbedingte Gesetzmäßigkeit in allem Schöpfungsgeschehen weiß, kann auch getrost davon ausgehen, daß die Art eines äußeren Geschehens immer zur persönlichen Eigenart der davon betroffenen Personen „passen“ muß, damit es sich überhaupt auslösen kann. Das heißt, unser geistiger Reifegrad bestimmt die Bandbreite von Erlebnismöglichkeiten bzw. Ereignissen, die uns „zu-fallen“ können.

Blinden Zufall gibt es nicht, sondern bei der Anbahnung des Schicksals kommt genau das zum Tragen, was wir auch aus dem beobachtbaren physischen Leben kennen: Je unbewußter, unaufmerksamer ein Mensch ist, desto gefährdeter ist er, je eigenwilliger und kopflastiger er lebt, desto weniger wird er sich einer liebevollen Führung öffnen wollen. Immer und ausnahmslos sorgen also wir selbst für die Rahmenbedingungen, in denen unser Lebensschicksal sich erfüllen muß. Wir haben zu jedem äußeren Ereignis eine gewisse innere Affinität, oder anders gesagt: unsere Geistesart „erlaubt“ das Schicksal.

Die Fäden des Schicksalsnetzes Das, was uns im Leben an Freudebereitendem, Aufwärtsführendem oder auch an Leidbringendem, Niederschmetterndem trifft, ist das Ergebnis eines Entwicklungsprozesses, der sich – wie das Wachsen einer Pflanze – lange im Verborgenen vollzieht, zu bestimmter Zeit aber (nämlich wenn die Zeitqualität „stimmt“), zutage tritt, sichtbar wird im Schicksalsereignis. Und wie sich das Werden der Pflanze aus einer gesetzmäßigen Ansammlung von Stofflichkeit ergibt, so unterliegt auch das „Schicksalswerden“ dem Prinzip der Verdichtung gleicher Art.

Das unsichtbare „Ausgangsmaterial“ stammt von uns: Aus unserem Wollen entwickeln sich zahllose „Schicksalsfäden“, die von uns ausgehen, im allumfassenden Schöpfungsweben dann – je nach Art des Wollens – mit gleichartigen Fäden anderer Menschen verbunden werden, ganze Zentralen bilden und jedenfalls auf die Urheber zurückwirken. Die immer größere Verdichtung führt sodann irgendwann unausbleiblich zu einem „grobstofflichen Niederschlag“, also zu Handlungen und Ereignissen, die den Erzeuger in eine bestimmte, seinem Wollen entsprechende Lebenssituation versetzen. Es wirken also nicht nur unsere Taten schicksalsauslösend, sondern wir weben auch durch den Wollensausdruck in unseren Empfindungen und Gedanken unentwegt an dem unsichtbaren Netz des Schicksals, das an seinen grobstofflichen „Ausläufern“ allein nicht zu erkennen ist.

Wenn wir das Weltgeschehen nur aufgrund der äußeren Ereignisse betrachten wollen, wird uns das Schicksal als Ergebnis eines „blinden Zufalls“ erscheinen müssen. Aber wie auch den Handlungen eines Menschen das Wollen vorausgeht, so folgt jedes äußere Geschehen einem vorbereitenden inneren Wirken, das klaren Gesetzmäßigkeiten unterliegt. Und nur wer seinen Blick auf diese weitet, sowie Sinn und Ziel unseres Lebens miteinbezieht, erkennt, weshalb Gott das alles zuläßt.



Hinweise:

Den voranstehenden Ausführungen liegt das Wissen aus der „Gralsbotschaft“ von Abd-ru-shin zugrunde. In diesem Werk sind alle hier nur kurz angeschnittenen „Schicksalsaspekte“ wie zum Beispiel Schöpfungsgesetze, Gestirnstrahlungen, Schicksalsfäden oder Verantwortung ausführlich dargestellt.

Aus: http://www.gral.de/

1 Kommentar:

  1. Liebe she's, ich denke auch, dass wir Verantwortung für die Welt übernehmen müssen in der wir leben, ansonsten mache ich mir über Karma wenig Gedanken. Ist irgendwie nicht meine Begrifflichkeit oder mein Erleben...

    Vielen Dank für diesen anregenden Text

    Alles Liebe Rainer

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