Freitag, 11. Januar 2013

Spuren Im Schnee





Wenn ich alleine sein möchte, finde ich einen Ort, an dem ich mich wohlfühle. An diesem Ort muss ich mich nicht verstellen oder funktionieren, muss keine Erwartungen und Pflichten erfüllen.


Ich liebe die Stille. Ich habe dann das Gefühl, in mir zu ruhen, bei mir selbst zu sein. Alleinsein und Ruhe bringt mir Frieden und Bescheidenheit, Demut und Verständnis, aber auch Kreativität und vor allem die Zeit, das alles wahrzunehmen. Auch die Muße, einfach einmal gar nichts zu tun, erfüllt mich, erfüllt mich mit dem bloßen Dasein, und das fühlt sich einfach wunderbar an.

In die Natur zu gehen, den Vögeln in den Bäumen oder in der Luft zuzusehen, den Hasen beim "über das Feld hoppeln" zuschauen oder dem kleinen Rudel Rehe hinterher zu blicken, das sind für mich friedvolle Momente. Weit ab vom Trubel und der Hektik des Alltags finde ich etwas völlig Einfaches, was mir sehr gut tut.

Auf meinem Weg zum Deich laufe ich über den frischgefallenen Schnee. Er ist am schönsten, wo er noch unberührt ist. auch, weil ich meine Spuren dort hinterlasse. Das Knirschen bei jedem Schritt hat mir als Kind schon immer so gut gefallen, und je tiefer der Schnee, desto besser klingt es. Oben auf dem Deich angekommen, genieße ich den Ausblick über die weiten Wiesen und den dahinter liegenden Fluß. Noch ist nichts vereist, aber der Winter ist ja auch nun gerade bei uns angekommen. Doch ich finde es hier bei jedem Wetter schön, auch wenn der Boden bei Regen recht rutschig ist. Aber die Schönheit dieses Ortes ist nicht vom Wetter abhängig, denn für mich ist die Einsamkeit und die Ruhe entscheidend. Die Ruhe, in der ich zu mir selber kommen kann, frei und ungestört. Nur wenige Flecken in der Gegend, wo ich lebe, sind noch naturbelassen, und auch hier gibt es schmale Straßen und Wege. Aber im Winter sind nur wenige Menschen hier unterwegs, die die Ruhe in der Natur erleben wollen und vielleicht ein wenig bei sich selbst ankommen möchten.

Ich laufe oben auf dem Deich weiter, er ist hier gut begehbar. Die Autobahn höre ich nur nur leise in der Ferne rauschen und bis zur nächsten befahrenen Straße ist es zu weit, um Weg zu Fuß zurück zu legen. Auf einigen Wiesen wurden Ausgrabungen unternommen, um den Fluß einmal schmal hindurchzuführen...Re- Naturierung wird dies genannt. Dadurch, dass ein paar flache Teiche angelegt wurden, haben sich im Sommer hier viele Vögel angesiedelt. Im Moment sieht man davon natürlich nicht mehr viele, weil es sehr kalt ist. Umso interessanter sind die Spuren von Pfoten oder kleinen Krallen im Schnee. So wird die Natur im Winter zu einer geheimnisvollen und entdeckungsreichen Jahreszeit.

Ich komme immer wieder gerne hierher und entdecke zu jeder Jahreszeit etwas, was mich erfreut. Manchmal vergisst man ganz, wie schön die einfachen Dinge im Leben sein können. Man muss aber nur einfach mal alles Andere beiseite lassen und sich fragen, woher wir eigentlich kommen und wohin wir gehen werden, wenn die Zeit gekommen ist. In der alltäglichen Mühsal, sich um den Job, die Kinder, den Partner oder das Erreichen von Zielen und Gewinnen zu bemühen, vergessen wir oft das Wichtigste: Uns selber.

Meine Mutter möchte ich hier gerne einmal zitieren. Ich liebe ihre Sprüche sehr, weil sie so viel  Weisheit beinhalten: Einer davon lautet: „Kind, achte darauf, was Dir im Leben wichtig ist. Dein letztes Hemd hat keine Taschen.“


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Bild von klapeg: "Die Neugierigen"

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