Donnerstag, 20. Januar 2011

Leben mit Herz



Ich mag die Gespräche, in denen frei „über Gott“ geredet wird.
Ich mag gern dort anwesend sein, wo Offenheit herrscht.
Ich sehe gern, wenn jemand sein Herz öffnet, und ich mag Menschen, die zuhören können.

Ein Leben aus dem Herzen hat die besondere Qualität, dass alles sein darf und die Eigenheiten eines Jeden anerkannt werden können. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass ich genau das als junger Mensch schmerzlich vermisst habe. So habe ich lange nach Verständnis gesucht, und meine eigenen Defizite waren es, die mich auf die Suche nach Liebe und Güte geschickt haben.

Dass dort, unter all unseren Alltags-Masken und Persönlichkeitsschichten die Liebe versteckt liegt, habe ich früher nicht für möglich gehalten. Sehr lange war ich dem Irrglauben erlegen, dass Freude, Glück und Liebe etwas ist, dass ich mir hinzufügen müsste. Dass ich aber alles selber in mir trug, war mir nicht bewusst.
Und genauso war es für mich unvorstellbar, dass ein seelischer Schmerz es sein sollte, der diese verborgenen Schätze in mir freilegte. Doch genauso war ja auch diese Mauer entstanden, die ich einst um mein Herz gelegte hatte. Eine Mauer, die mich jahrelang einsam und unglücklich gemacht hatte. Eine Mauer, die erst dann aufbrach, als auch mein Herz vor Kummer brach…

Wie sich das anfühlte?
Ich erinnere mich nicht mehr wirklich daran, was ich damals empfand. Ich weiss nur noch, dass damit der Durchbruch in ein neues Lebensgefühl entstanden war.

Das Leben ist häufig ein Auf und Ab mit Freud und Leid. Aber ich hätte nie geglaubt, wie anders sich das Leben anfühlt, wenn man erst wieder die Empfindungen an sein Herz lassen kann.
Durch das Annehmen der Gefühle ändert sich die Qualität. Verlust tut weiterhin weh und Freude zu empfinden ist immer noch schön, aber anders. Die Gefühle sind reiner, befreit von überflüssigen Gedanken, Ängsten oder Wünschen. Frei ist das richtige Wort. Hinter all dem steht Freiheit, und die Freiheit fußt auf Liebe. Und auf die Liebe folgt das Vertrauen.
Selbst jemandem etwas Unangenehmes zu sagen, ist nicht schlimm, weil man spürt, dass es richtig ist, seinem Freund oder seiner Freundin die ungeschminkte Wahrheit zu sagen. Jemanden ohne ein Wort in sein Unglück laufen zu lassen, ist kein wirklicher Freundschaftsdienst.

Für mich kommt es darauf an, mit welchem Herzen und mit welcher inneren Einstellung man etwas tut. So wird auch das Verzeihen leicht.
Und so mag ich leben, ein Leben mit Herz.
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Bild von scbaily: lucky dog

11 Kommentare:

  1. Liebe Annie,

    danke, was Du hier beschreibst, paßt ganz ähnlich zu meinem Erleben. Bei mir ist es aber nach wie vor so, daß ich bei stark konfrontativen Lebenssituationen durch mehrere Schichten unangenehmer Gefühle durchgehen muß. Und die sind immer vermischt mit irgendwelchen alten Erfahrungen, die mit der aktuellen Situation gar nichts zu tun haben.

    Wenn ich mich den hochgewirbelten Gefühlen dann stelle und diese annehme, verändern sie sich. Bei mir werden sie milder und lösen sich oft ganz auf. Zurück bleibt ein stiller Frieden.

    Nun frage ich mich aus aktuellem Anlaß einer seelischen Verletzung gerade, ob ich vielleicht zu optimistisch bin mit der Annahme, daß sich letztlich alle Gefühle in Frieden auflösen lassen. Vielleicht paßt angelehnt an Deine Beschreibung besser: die überflüssigen Schichten von Gedanken und Erinnerungen verschwinden und zurück bleibt die tatsächliche Essenz des aktuellen Moments. Und wenn dieser dann schmerzhaft ist, dann bleibt das so – nur daß ich dann nicht mehr so darunter leide, weil ich das Gefühl eben akzeptiere und annehme.

    Bisher erlebe ich es nicht so, weil ich immer daran arbeite, die unangenehmen Gefühle ganz aufzulösen – und weil immer noch viel aus meiner Vergangenheit aufgewirbelt wird, auch wenn das weniger zu werden scheint.

    Liebe Grüße,
    Louise

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  2. Liebe Louise,

    vielen Dank für Deinen Beitrag.
    Man kann die Veränderungen im Leben als einen Prozess betrachten, in dem man sich fortlaufend weiterentwickelt. Dein Optimismus wird auf jeden Fall belohnt, denn dadurch, dass man die Aufmerksamkeit immer wieder auf sich selbst lenkt, kommt man sich auch selber immer näher.

    Fühle Dich herzlich umarmt von
    Annie

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  3. Annielieb,

    Leben ist Liebe, die Liebe braucht uns als Hort, sonst hätte sie keinen Sinn, wo sonst soll sie sich breit machen, lächel..

    Ja, durch sie erreichen wir, dass jeder für sich weiß wie frei er ist, im Denken, Handeln usw.

    Durch Liebe wächst die Freude, das Verständnis, die Achtung und das Vertrauen, und nur darauf kann man aufbauen, wenn auch manchmal auf Umwegen, lächel...

    Deine Gedanken sind wunderbar, sie fließen und nicht auf Umwegen, sondern direkt;-)

    von Herzen, Rachel

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  4. Danke Annie,

    das hat mir nochmal geholfen.

    Vielleicht ist es so: ich bereinige von meiner Seite alle störenden Gefühle und Gedanken, soweit es mir möglich ist. Dann lege ich das Ganze in Gottes Hand, der Rest ist Gnade. Manchmal wird der Rest der Last von mir genommen - und manchmal bleibt ein Teil der Last. Die muß ich dann eben tragen. Das geht dann auch meist.

    Liebe Grüße,
    Louise

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  5. Liebe Rachel,

    es ist auch wunderbar, wie Du schreibst. Auch Worte können von Liebe getränkt sein und sie können dem Menschen dazu dienen, sie so zum empfinden, wie sie gemeint sind.

    Herzlichst
    Annie

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  6. Liebe Annie,

    ich war wieder auf deinem *Herzenstrost* - Blog - leis habe ich es vor mich hin gelesen, gebetet, danke auch dafür...
    du schaffst damit so viel Ruhe, ich danke dir...

    von Herzen, Rachel

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  7. Danke DIR, Rachel,

    nur für Dich/ nur für Euch schreibe ich...

    Annie

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  8. Liebe Annie,

    vielen Dank für diesen zu Herzen gehenden Post, den ich gern gelesen habe.

    Liebe Grüße Rainer

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  9. Lieber Rainer,

    ich danke auch Dir!
    Schön, dass diese Worte Dein Herz ansprachen, denn aus ebensolcher Quelle stammen die Zeilen dieses Posts.

    Herzlichst
    Annie

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  10. Liebe Annie, ein wunderschöner, ehrlicher und wahrhaftiger Text ... dem ist nichts hinzu zu fügen. Herzlich, VKD von eintagsliebe

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  11. Lieber "VKD",
    Danke für Deine bestätigenden Worte.

    Und Danke auch für Deine Seite
    "vkdherzhaft.blogspot.com",
    denn ich befürworte Dein genaues Hinsehen und Dein Kommentieren der Ereignisse in unserer Welt sehr.

    Herzlichst
    Annie

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