Donnerstag, 10. Juni 2010

Authentizität und Ego




Schon häufiger wurde mir nachgesagt, ich hätte ein „starkes Ego“. Jedesmal klang es für mich so, als wäre ich verurteilt worden, und ich wartete auf meine Hinrichtung… :-)
Was ist denn falsch daran, sich selbst wichtig zu nehmen und achtzugeben, dass man/frau nicht „übern Tisch gezogen wird“? Gar nichts ist falsch daran.

Dieser Blog ist von mir aus spirituellen Gründen eröffnet worden, und Anfangs dachte ich sogar, ich hätte anderen Menschen etwas "Schlaues von mir" mitzuteilen, was sie unbedingt erfahren müssten.

Ihr, die ich für mich als „meine Leser“ bezeichne und als Freunde, die mich so akzeptieren, wie ich bin, werdet gemerkt haben, dass von den anfänglichen Themen nicht mehr viel übrig geblieben ist.
Ich bin nicht mehr auf der Suche nach Wissen, Weisheit oder dem Erwachen, wie dies einst der Fall war. Mein Leben hat mich vor unterschiedliche Situationen gestellt und ich empfand es als Aufforderung, mit diesen Begebenheiten umzugehen und irgendwie klarzukommen.

Das, was mir dabei selbst am meisten aufgefallen ist, war, das jede Woge im Leben mich hochspült und auch wieder runterkommen lässt und ich mit jeder Welle, die ich annehme, mich selber etwas besser verstehe, genauso auch wie das Verhalten anderer.

Das Leben ist das Einzige, wenn ich mich fragt, was sich lohnt, verstehen zu wollen, und es ist das „Einzige“, was wir (im Moment) haben. . .
Jeder Mensch ist so, wie er ist, und im Gegensatz zu anderen Menschen nur mit unterschiedlichen Genen, sprich: Talenten, Neigungen, Schwächen und Stärken ausgestattet.

Ich für meinen Teil habe festgestellt, dass es sich nicht lohnt zu hassen und eigentlich auch nicht (einzelne Personen ausschließlich) zu lieben – denn ich wähne mich immer wieder wie auf einem Bahnhof, auf dem die Menschen kommen und gehen und ich einzig dem bunten Treiben zuschauen kann.

Aber was ist nun mit dem Ego?
Ich finde meins nicht mehr, oder, besser gesagt: ich finde nichts mehr, was ich eliminieren oder ablehnen oder verbessern oder ändern müsste an mir. Nicht weil ich vollkommen wäre - oh nein – weit gefehlt. Sondern weil ich gemerkt habe, dass die Akzeptanz seiner Selbst das einzige ist, was Sinn macht, wenn man sich mit offenem, ehrlichen Blick selber betrachtet und sich fragt: „Was will ich eigentlich selbst, wer bin ich und was soll ich hier?“
Und komischerweise – je mehr ich mich selbst akzeptiere mit all meinen Stärken und Schwächen, umso eher kann ich auch alle anderen akzeptieren. Und sie mich.

Ablehnung macht schwach – Annahme macht stark.
Hass raubt Energie – Liebe bringt Energie.
In meinen Augen gibt es kein sogenanntes „Ego“. Denn mit dem Glauben an ein Ego würde ich einen Teil von mir abspalten, der aber zu mir gehört; der, so sehr dieser Teil mich vielleicht gerade nervt oder auch andere Menschen stören mag, momentan trotzdem zu mir gehört und einen Teil meiner Mentalität darstellt.

Meine Wahrheitsliebe hat schon viele Menschen von mir fort getrieben, weil sie die Wahrheit nicht hören, nicht verstehen, nicht ertragen konnten oder wollten. Aber was gibt es anderes, als die Wahrheit? Wenn ich mich mies fühle, weil jemand mir verbal ins Gesicht „schlug“ (natürlich nicht mit Absicht), warum soll ich ihm und mir etwas vormachen und gute Miene zum bösen Spiel machen, und unterschwellig bleibt die Verletztheit bestehen und nagt an mir?
Da spreche ich es lieber offen an und möchte die Situation klären, damit der Stachel aus der Beziehung entfernt wird.
Wie viele Menschen ich wohl kenne, die die Wahrheit vertragen???
EINEN.

Es ist KEIN Werk eines ominösen Egos, wenn ich den Wunsch habe, freundlichen und netten Umgang zu pflegen, sondern die Basis eines zwischenmenschlichen Kontakts, der auf Freundschaft fußt.

Ich liebe euch alle.

Ich habe immer noch eine Beziehung zu Allem und Jedem, aber ich mag mich auch entscheiden, diese Beziehungen zu leben oder ruhen zu lassen oder zu vergessen

Das Ego ist nichts weiter als der Zustand einer momentanen vorherrschenden Mentalität.
Sie ist ein Wesenszug von uns, der sich jederzeit verändern kann, denn wir sind nun mal in einen Körper hineingeboren, durch den wir mit Emotionen und Empfindungen ausgestattet werden.
Und nichts ist flüchtiger als eine Emotion.

Also was soll ich willentlich an mir zu ändern trachten, wo ich doch sowieso durch die Wellen des Lebens mal oben und mal unten bin oder vielleicht sogar das Glück habe, in ferner Zukunft mich eher auf einem ruhigen Wasser dahintreiben zu lassen.

Wenn ich diese Wogen meines Lebens als Gottgegeben annehme und mich höchstens mal frage: „Ups, es geht wieder los. Was hat das Leben (Gott) diesmal wieder für Aufgaben für mich bereit? Was ich wohl diesmal lernen soll?“, stelle ich mit der Zeit fest, dass ich zwar hin und her geworfen werde, aber mich in meinen Inneren nicht von der Stelle bewege.

Sollte es dann mal eine Zeitlang wieder richtig ruhig und gemächlich zugehen wird mir vielleicht immer mehr klar, dass ich mich überhaupt nicht verändert habe durch die aufgetretenen Ereignisse.

Nur meine Oberfläche, hat nicht mehr ganz so viele Ecken und Kanten, an denen sich die Wellen noch brechen könnten.
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Bild von Knipsermann: "Sturm"

1 Kommentar:

  1. Liebe Annie,

    genau so bist du richtig, denkst du richtig, handelst du richtig. Deine Ehrlichkeit macht dich u. a. aus, zeigt, dass du du bist und nicht anders...

    Ich mag dich!

    herzlichst, Rachel

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