Montag, 14. November 2011

Jungfrau Maria





Texte von :
Mère Agnès-Mariam de la Croix
ausgestrahlt durch ARTE-TV


"Unser menschliches Dasein ist nur ein vorübergehender Zustand. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir nicht so geschaffen wurden. Wir wurden nicht in einem Tal des Todes und der Tränen geschaffen, sondern im Paradies. Und diese Sehnsucht nach dem Paradies behalten wir bei. Unser Verlangen, unsere Libido drängt uns nach mehr, nach dem Besten, dem Ewigen, dem Schönen. Das sexuelle Verlangen ist nur ein Echo. Die eigentliche Kraft und wahre Libido des Menschen ist das Streben nach Unendlichkeit, das Verlangen nach Gott. Augustinus sagt: ´Herr, Du hast uns auf Dich hin erschaffen, und unser Herz bleibt unruhig, bis wir in Dir ruhen´."

                                                                           
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"Wenn die Jungfräulichkeit als moralischer Anspruch verstanden wird, dann werden Lebensinstinkte verdrängt. Sexualität ist ein Lebensinstinkt, Lust ist ein Lebensinstinkt. Nicht wir haben das erfunden, der Herr hat die Lust erschaffen. Er wollte Adam und Eva, als er sie in eine Haut hülle, eine fleischliche Dimension geben. Nach meinem Verständnis waren die Folgen der Erbsünde keine Bestrafung sondern ein Lernprozeß. Die Jungfrau Maria zeigt sich damit von einer Seite des Verzichts, sie mahnt: das darfst Du nicht, also ist es am besten, Jungfrau zu bleiben. Dabei geht es gar nicht um die Dialektik. Das Konzept der Jungfrau hat nichts mit der körperlichen Lust zu tun.

Die Jungfrau verkörpert das Mysterium unseres ewigen Seins! Es geht dabei um eine viel größere Glückseligkeit als die körperliche Erfüllung. Dafür steht die Jungfräulichkeit. Ich habe bewusst darauf verzichtet, Ehefrau und Mutter zu werden. Um dafür etwas Anderes zu bekommen. Ich sage nicht, etwas Besseres, sondern etwas Anderes. Ich öffne mich für eine Dimension, die allen offen steht, aber ich will, dass sie jetzt schon beginnt. Ich kann nicht länger warten, ich muss sofort im Zustand des ewigen Lebens leben, und mich Gott ganz hingeben. Die Jungfräulichkeit ist ein Zugeständnis, sie hat nichts mir Sexualität zu tun. Die Jungfräulichkeit steht für eine integrierte, transzendentierte Sexualität. Wenn wir den Bereich der Moral betreten, so ist dies nicht mehr christlich, sondern religiös.

Die Jungfrau Maria ist eine sehr aktuelle Ikone, denn sie sagt uns etwas über sich und uns Frauen. Vergessen wir nicht, dass die Frau geschaffen wurde, um den Mann an das Wesentliche zu erinnern. Ohne Frauen würden wir uns einem hirnlosen Aktivismus hingeben, einem seelenlosen Maschinismus, und, wie wir derzeit sehen, einer technischen, zerstörerischen Orientierung. Dann vergessen wir das Herz.
Vergessen wir nicht, dass die Frau das Herz und das Gedächtnis der Menschheit ist. Dafür hat die Jungfrau Maria gesorgt. Maria hat all das bewahrt und sich im Herzen daran erinnert. Sie hält uns einen Spiegel vor."



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Bildquelle: http://www.lifecarecentre.be