Donnerstag, 1. Juli 2010

Im Land des Vergessens





„Ich träumte, dass ich fliegen konnte und flog über das Dorf, in dem ich lebte. Ich fühlte mich frei und schwerelos, völlig unbefangen und bar jedem Leid.
Ich war eine Königin des Himmels und schwebte frei in der Luft wie ein Vogel. Nichts war geblieben von menschlichem Mühen und Pflichten – nur das Fliegen war da, und „Ich“, die flog…“

In meiner Kindheit hatte ich oft diesen Traum und ich lebte oft völlig selbstvergessen, wie es eben nur Kinder können.

Damals wusste ich genau, wann ich wach war.
Und wenn ich wach war, konnte ich nicht mehr fliegen…
Heute weiß ich nicht einmal mehr, wann ich träume und wann ich „wach“ bin…

Wenn ich morgens von meinem Wecker geweckt wurde, stellt sich eine „reale“ Welt für mich dar, in der ich mich dennoch immer mehr als Träumer wähne. Das, was ich um mich herum sehe, wahrnehme und erlebe, kann ich oftmals nicht mehr für „wahr“ halten. Und dennoch erscheint es realistisch. Doch welches ist der Traum, wann weiß ich, dass ich schlafe und wann bin ich wach?

So viele Bücher habe ich gelesen von Erwachten, Erleuchteten und weisen Menschen; so viele Texte gelesen, in denen ich immer wieder eine Art von Traumland entdeckte, und mich selbst manchmal beim Lesen in diesem Land wähnte. Auf der anderen Seite habe ich auch so viele schlimme Nachrichten im Fernsehen gesehen, bei denen ich dann immer dachte, auch das KANN nur ein Traum sein, aber ein Alptraum. Meistens schalte ich den Apparat dann ab, und wenn ich mich dann schlafen lege, wird auch mein eigenes „Fern-sehen“ ausgeschaltet und ich drifte wieder in einen anderen Traum … aber wohin „gehe“ ich wirklich – was ist denn wirklich „wirklich“?

Traum oder Realität?

Irgendwo las ich mal die Äußerung, dass das Gehirn uns „Dinge“ aufzeigt, die aber in Wirklichkeit gar nicht existieren, sondern dass unser Gehirn aus dem Äther (oder woher auch immer) seine Impulse bekommt… Klingt im ersten Moment richtig interessant und spannend, aber im zweiten Moment fragte ich mich dann: „Welches Gehirn denn…???

Und wieder wusste ich nicht, wovon die Rede war, konnte nicht sehen, ob es ein Traum ist oder die Realität.
Dann wurde gesagt, Gott selbst träume uns nur, uns gebe es gar nicht…!?
Okay…. dann spricht, spielt und arbeitet Gott also die ganze Zeit mit sich selbst...?!
Oder sind wir doch nur Geistwesen, und daher der Traum vom Fliegen…?


All meine Fragen werden wohl zu „Erdenzeiten“ nicht beantwortet werden.
Die einzige Antwort, die mir wieder einfällt ist:
Ja, alles ist richtig und falsch, und falsch ist auch richtig.
Ich „glaube“, in unserem menschlichen Dasein können wir die Bandbreite und Höhe der Existenz, Gott, des All-Eins nicht wahrnehmen, nicht einmal erahnen.

Auch viele gut-gemeinte Ratschläge hörte ich in meinem Leben; viele Hinweise darauf, was ich tun solle, wie ich denken solle, wer dieses „Ich“ sei und was Es nicht sei;
aber alles, was der Mensch sagt oder denkt, kann dem "Kern" nicht einmal nahe kommen…

Ich kann lange mein Ego beobachten, und treffe immer auf die gleiche Type…
Ich kann mich fragen, wer ich bin, und treffe auf die gleiche Type…
Ich kann den „Channelern“ zuhören und den Weisen lauschen, es lauscht immer nur die gleiche Type….

Eine Zeitlang dachte ich, ich hätte mich „ganz schön weit entwickelt – spirituell und so…
Interessanterweise war es aber so – je mehr ich verstanden habe, von all dieser Spiritualität, und je mehr ich scheinbar verlor von meinem Ego- gehabe und meiner Egozentrik, bin ich mir selbst dennoch immer nur näher und näher gekommen ( – immer der gleichen Type!).

Diese Type tickt nun manchmal anders – diese Type hat etwas gelernt aus den ganzen Jahren des Selbststudiums, reflektiert nun anders, aber reagiert oftmals noch genauso wie die alte Type nach alten Mustern.
Aber diese Type ist sich dessen nun bewusst.
Jetzt bin ich mir dieser Fernsteuerung und meines eigenen Funktionierens gewahr!

Manchmal versuche ich dann immer noch, mir selber Einhalt zu gebieten,
weil ICH (= Gehirn) dann denke, eigentlich will ich das da nicht, was ich gerade tue oder fühle – ich bin doch ganz anders… (immer dieselbe Type!!), …äh, möchte gerne anders sein…
Aber ich versuche nicht mehr so lange und nicht mehr so häufig einzugreifen, weil es eh nichts ändert, …und siehe da, je weniger ich versuche, mich zu ändern, umso mehr fallen diese automatischen Muster ab, beherrschen mich nicht mehr länger.

Und wie sieht nun (einer) unser(er)Tra(ä)um(e) aus? ---- sieht doof aus, der Satz, ich weiß, aber genauso verschachtelt ist das alles ----

Ein Traum ist, dass wir denken, dass wir anders sind, als wir gerade sind.
Wenn wir uns als Beispiel die Pflanzen anschauen, sehen wir bei ihnen verschiedene Wachstumsstadien – und genauso ist es auch bei uns. Nur dass bei uns nach dem Wachstum des menschlichen Körpers das Wachstum des Geistes fortschreiten sollte, …was leider viele Menschen mit der Steigerung der Intellektualität, des reinen Wissens, verwechseln.

Der Geist entwickelt sich zwar auch durch Hilfe von Wissen, aber er häuft Wissen nicht an, sondern er wird weise, das ist wohl der größte Unterschied.
Solange wir noch in unzähligen Träumen verwickelt sind und auch von ihnen durchwoben, gibt es noch „viel zu verstehen“. Dabei erstaunt mich persönlich am meisten, wie sehr mein Verstand mich verwirren kann aber auch gleichzeitig der größte Rechenspezialist ist, der mir hilft, meine Erkenntnisse zum Durchbruch zu bringen.
Und das mache ich am liebsten, wenn ich hellwach bin – auch wenn ich immer noch davon träume, herauszufinden, wer ich wohl in "Wirklichkeit" bin.